Würzburg (POW) Für viele ging es schon früh am Morgen los: Mit dem Paddelboot, Auto oder Zug sind am Samstag, 9. Juli, Jugendliche aus dem Bistum nach Würzburg gekommen, um bei strahlendem Sonnenschein den Kiliani-Tag der Jugend zu feiern. Knapp 200 junge Frauen und Männer trafen sich am Nachmittag am Vierröhrenbrunnen und zogen in einer Prozession mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Fahnenabordnungen zum Kiliansdom. Dort feierte der Bischof mit rund 400 Gläubigen, die im Altarraum auf bunten Sitzkissen Platz nahmen, ein Pontifikalgottesdienst. Im Anschluss daran luden der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Würzburg und die Kirchliche Jugendarbeit (kja) Würzburg zum Kiliani-Jugendfestival auf dem Kiliansplatz ein. Die Berliner Band „Ohrbooten“ sorgte in den Abendstunden für einen vollen Platz und brachte die Besucher zum Tanzen und Mitsingen.
In seiner Predigt erzählte Bischof Hofmann von einer Begegnung, die er in den 1980er Jahren als Dompfarrer in Köln gemacht hatte. Damals sei eine Gruppe junger Kommunisten aus Moskau zu Besuch gewesen. „Sie interessierten sich offensichtlich für die Kunst ebenso wenig wie für das Sakrale im Kölner Dom.“ Trotzdem sei ihm dieser Besuch im Gedächtnis geblieben, da ihm ein junger Mann ein kleines Kalenderblatt zusteckte, auf dem ein großes Gipfelkreuz abgebildet war. „Er flüsterte mir auf Englisch zu: ,In diesem Zeichen werden wir siegen!‘“ Er hätte es nicht glauben können, erzählte der Bischof, dass inmitten der kommunistischen Jugendgruppe offensichtlich ein Jugendlicher war, der den Zusammenbruch des kommunistischen Systems vorausahnte. „Dieser junge Mann hatte eine Vision!“
„Oft sagen die Leute: ,Wer Visionen hat, der hat nicht alle Tassen im Schrank‘“, bedauerte der Bischof. Doch auch die Frauen und Männer der ersten Stunde der Kirche hätten Visionen vor Augen gehabt, nachdem sie den Auferstandenen gesehen hätten. Er erwähnte die Frohe Botschaft, die heute oftmals als utopisch erscheine. „Da heißt es unter anderem: ,Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen.“ Auch Pater Engelmar Unzeitig, der am 24. September seliggesprochen wird, habe dieses Evangelium in der Hölle von Dachau gelebt. „Er hat da, wo unvorstellbare Grausamkeit regierte, die Nächstenliebe und Barmherzigkeit bis zu seinem Tod praktiziert.“ Der Bischof forderte die jungen Gläubigen auf: „Liebe junge Freunde, die Zukunft wird uns nicht gelingen ohne Visionen. Wir brauchen Visionen!“ Sie seien die Zukunft der Kirche und es sei wichtig, die Visionen Gottes sich immer vor Augen zu halten, rief er den jungen Leuten zu.
Um ein Zeichen des Zusammenhalts zu setzen, brachten verschiedene Jugendgruppen einen Gegenstand vor den Altar, der für den Weg zum Kiliani-Tag der Jugend stand. Die Pfadfinder der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) legten ein Halstuch nieder, in das ein Freundschaftsknoten geknotet war. Eine Gruppe, die mit dem Paddelboot aus Eibelstadt nach Würzburg gepilgert war, hatte sich Gedanken gemacht, wie man selbst besser mit der Umwelt umgehen könnte. Die Ministranten der Diözese brachten ihr Zugticket mit, ohne das sie nicht nach Würzburg hätten kommen können.
Auf dem Kiliansplatz ging das Programm des Kiliani-Tag der Jugend mit dem Jugendfestival weiter. Mit Infoständen, Fotobox, Slackline und Bastelaktionen präsentierten sich die verschiedenen Jugendverbände der Diözese. An einer Umweltstation mit Energiefahrrad mussten die Besucher kräftig in die Pedale treten, um eine Bohrmaschine zum Laufen zu bringen. Showeinlagen vom Zirkusprojekt Volkersberg und Musik von zwei brasilianischen Theologiestudenten aus dem Partnerbistum Óbidos lockten viele Leute an. Maria (15) und Anna (17) Kilian von der Kolpingjugend Güntersleben freuten sich über das Angebot. „Es ist echt toll, wie viele Sachen man hier machen. Die Zirkusvorstellung fand ich cool“, sagte Anna. Der Höhepunkt des Abends war die Band „Ohrbooten“. Extra aus Berlin angereist brachten die vier Musiker mit ihrem ganz eigenen Stil „Gip Hop“ den Kiliansplatz zum Tanzen, Mitsingen und Pogen. Von der Musik angelockt, kamen bis in die späten Abendstunden immer mehr junge und alte Besucher vorbei und hörten begeistert dem Konzert zu.
Für viele Jugendliche startete der Kiliani-Tag der Jugend bereits am Freitag. Rund 50 junge Frauen und Männer, darunter auch fünf Flüchtlinge, übernachteten das gesamte Wochenende auf der Würzburger Bastion am Fred-Joseph-Platz. Das Zeltlager veranstaltete die DPSG gemeinsam mit der Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) und der Kolpingjugend. Bei Lagerfeuer am Freitagabend und einem bunten Workshopprogramm am Samstagvormittag konnten die Jugendlichen sich spirituell auf den Tag der Jugend einstimmen und ihre Kreativität und ihr Wissen austesten. Michael Körner, Diözesanvorsitzender der DPSG, zeigte sich zufrieden: „Es war wirklich sehr schön in diesem Jahr. Ich hoffe, wir können das Zeltlager im nächsten Jahr wieder stattfinden lassen.“ Extra aus Augsburg angereist war Alexander Lechner, Vorsitzender der DPSG im Diözesanverband Augsburg. „Ich wollte mal wieder etwas mit den ,alten‘ Pfadfindern machen. Ich finde hier beim Jugendfestival vor allem das offene Angebot toll. Man kann in den Stil und die Kultur der verschiedenen Verbände eintauchen und sie aufnehmen.“
Ein weiteres besonderes Angebot hatten die kja-Regionalstellen Haßberge, Kitzingen und Ochsenfurt gemeinsam mit der BDKJ Haßberge und der BDKJ Kitzingen organisiert. Rund 70 Jugendliche starteten mit fünf Schlauchbooten und fünf Kajaks in Eibelstadt und pilgerten knapp 16 Flusskilometer den Main entlang nach Würzburg. Zwischendurch gab es spirituelle Stationen, an denen sich die Teilnehmer mit dem Psalmwort „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“ beschäftigten, heißt es in einer Pressemitteilung der kja Kitzingen.
V.i.S.d.P.: as (POW)